Im Gegensatz zu den meisten Illustratoren, kann ich mich nicht daran erinnern, schon als Kind gern gemalt zu haben. Gern, ja, vielleicht. Aber es war sicher nichts, was ich ganz besonders gern gemacht habe.
Was ich ganz besonders gern gemacht habe, war das Holz in der Werkstatt meines Vaters oder Großvaters zu bearbeiten. Die Werkstatt war mein Malkasten, die Werkzeuge darin meine Pinsel.
Begeistert von den leuchtend lackierten Werken der erzgebirgischen Holz- und Volkskünstler, die meine Mutter Weihnachten auf den Fensterbrettern aufreihte, konstruierte ich Kinderspielzeug, sägte Weihnachtsbaumschmuck, verleimte kleine nützliche Utensilien - und ich schnitzte. Erst nachmittags auf der Eckbank in der Küche unseres berühmten Dorfschnitzers, später wieder in der Werkstatt meines Vaters und heute an meiner Bliss Station.
Es ist wie als würde ich mit Messern illustrieren. Durch tiefe Kerben grenze ich Flächen ab oder löse sie ganz heraus, bevor ich entscheide wie ich diese Tiefe mit kräftigen Farben noch ein bisschen tiefer wirken lassen kann. Ich fühle mich wie ein fleischgewordener 3D-Drucker, der mit Muskelkraft und Vorstellung aus einem Lindenholzblock eine hölzerne Illustrationen stemmt. Am meisten gefällt mir dabei, dass es danach aussieht wie Sau. Überall liegen kleine Holzspäne rum. Das sieht nach Arbeit aus. Der Monitor spuckt nie Späne, wenn ich ihn mit meinen pixelflachen Ideen füttere.