Noble Layouts in „What’s Opera, Doc?“
 

What’s Opera, Doc?“ ist eines dieser Warner Bros. Meisterwerke. In den knapp 6 Minuten spürt man, mit welcher wahnsinnigen Wucht Maurice Nobles Entscheidungen über Farben und Formen durch die Augen in den Körper drängen. THAT’S Opera, Doc!!! Jedes Bild ist das reinste BA-BA-BA-BAAAM!

Oft sind es nur zweifarbige Kompositionen, die aber in ihren Flächen und durch die Größenverhältnisse und Winkel zueinander, so eine gewaltige Story bilden, dass man davon aufgesogen wird. Unter Warner Bros.’ Layout Artists war Maurice Noble wohl der, der neben Director Chuck Jones die Looney-Tunes am meisten prägte. Er verstand es wie kaum ein anderer, Geschichten und Emotionen durch Bilder zu transportieren.

via Austin Kleon:

Artikel “The Art of Day of the Tentacle” aus Lucasarts’ ADVENTURER, Spring 1993 (Archiv aller Ausgaben)

„With the background, we went for a very Maurice Noble/Chuck Jones 1950’s style inspired mostly by Warner Brothers cartoons like ‚What’s Opera, Doc?‘ and ‚Duck Dodgers in the 24th and a Half Century‘.

I spent most of my Saturday mornings watching the Tweety Bird Hour with my finger on the VCR record button hoping that Chuck Jones directed cartoons would come on so I could go back and study Maurice Noble’s (Chuck Jones background artist on such cartoon greats as RoadRunner, Pepe Le Pew, and many Bugs Bunny cartoons) style (…) He could draw an entire mountain with three colors and it would be chiseled, while at the same time projecting a whimsical look.“

Peter Chan [Artist für diverse LucasArts Produktionen) über den Einfluss von Maurice Noble und Chuck Jones auf seine Arbeit

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Ich hing auch jeden Samstag- und Sonntagmorgen vorm Fernseher. Vielleicht ist es deshalb nicht verwunderlich, dass, wenn ich bei einer Illustration nicht weiterkomme, im Archiv der Looney Tunes Backgrounds nach einer Lösung suche und sie oft auch finde.

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Im Buch „The Noble Approach – Maurice Noble and the Zen of Animation Design“ erfährt man jede Menge über Nobles Art und Weise zu arbeiten und über das, was ihn inspiriert hat. Die Welt in der der Road Runner den Kojoten zum Wahnsinn treibt, ist beispielsweise eine, in der Maurice Noble selbst eine Zeitlang lebte: New Mexico.

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Ein Bruchteil des Buches habe ich unter dem Titel „Die Entdeckung der Farben“ zusammengefasst und mir ein Color Chord Wheel als Kompass erschaffen. Das ist nichts weiter als ein Farbkreis, auf den ich Schablonen aus Pappe für die verschiedenen Farbakkorde aufstecken kann. Drehe ich dann die Schablone über den Farbkreis, finde ich schnell heraus, welche Kombination sich harmonisch anfühlen wird.

Wird eine Farbkombination als angenehm harmonisch empfunden, spricht man von einem Farbakkord. Laut Milliard Sheets (1907–1989), Künstler und Lehrer am Chouinnard Art Institute, ist eine Illustration oder ein Gemälde ohne Farbakkord komplett wertlos, da der Reiz ohne die Magie eines Farbakkords schnell verloren gehen wird.

– Auszug aus „Die Entdeckung der Farben“


Kennzeichnend für Maurice Nobles Arbeit ist vor allem die schiere Masse an Ideen, die er produzierte. Hinter jedem Background liegen unzählige Illustrationen des selbigen, oft nur Farbvarianten, die es nicht in den Film geschafft haben, sondern nur eine Möglichkeit waren – und es blieben.

„Starting rough and not getting specific too early will allow you to keep your design ideas flexible (…) The more ideas and work you have, the more design possibilities you will have to choose from.“

– Aus „The Noble Approach“

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Um diese Masse an Möglichkeiten zu erzeugen, recherchierte er vor jedem Projekt intensiv, studierte es regelrecht. Die Ergebnisse davon fand man aber nicht an die Wand gepinnt über seinem Zeichentisch:

„I suggest putting all your research materials away once you start designing and never refer to them again. This may prove difficult at first. But I’ve found that if you are tied too closely to your reference, your designs will tend to look stiff. You will miss out on many fun design opportunities.“

– Aus „The Noble Approach“

Film Still aus „What’s Opera, Doc?“

Maurice Nobles kreativer Arbeitsprozess ist einer, von dem man sich als Illustratorin oder Illustrator auch heute noch inspirieren lassen sollte. Um besser zu werden und um die Kunst und die besondere Bedeutung des visuellen Storytellings zu erhalten.